Dreigestirn 1993/94

 

Schon Ende der 1980er Jahre stand der Entschluss fest, im Jubiläumsjahr das Stadtdreigestirn zu stellen. Sehr bald zeichnete sich ab, wer sich denn für dieses hohe Amt bewerben und den Mitgliedern zur Wahl stellen wollte, doch familiäre Gründe sorgten dafür, dass die Position des Prinzen vakant wurde. Hinter den Kulissen zu wirbeln und zu organisieren war schon immer die Stärke von Richard Kuntze (unzählige von ihm akquirierte Gönner, die das Trifolium mit mehreren Tausend DM unterstützten, können ein Lied davon singen), aber so ganz nach vorne wollte er nicht unbedingt. Erst der Einsatz großer Überredungskünste konnte Richard bewegen, den Schritt ins Rampenlicht zu tun. Wie die Session zeigen sollte, war das eine perfekte Wahl. Und seine Wesensart machte er zu seinem Motto:

 

Wenn der Minsch net weer

Göv et keene Fasteleer

Minsch bleev Minsch – ohne Gewalt

Minsch met Hätz für Jung und Alt

 

 

Ohne Konkurrenz blieb ihre Lieblichkeit Dietlinde, Dieter Heinen.Um das Amt des Bauern bewarben sich jedoch mit Dieter Altendorf und Rudi Glöckner gleich zwei weitere Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Dieter Altendorf setzte sich bei der Abstimmung letztendlich durch; Rudi Glöckner übernahm dafür die Position des Adjutanten – und konnte sich elf Jahre später seinen Traum als Bauer erfüllen. Bis heute ist Rudi übrigens der einzige Adjutant und Fahrer des Dreigestirn-Busses, der selbigem eine Blötsch verpasste. Die Knollebuure haben halt schon immer und überall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Nach eigenen Aussagen förmlich verrückt geworden ist das Trifolium bei seiner Proklamation im Januar 1994. Erst war man fast zwei Stunden zu früh da. Dann kommen die Gratulanten und Schulterklopfer. Und dann die Nervosität. Klappt alles? Sitzt die Frisur? Aber spätestens nach dem triumphalen Empfang hunderter Karnevalisten in der Erfthalle überwogen eindeutig die Glückshormone.

Bei ihren rund 120 Terminen während der sechswöchigen Session hatten die Drei bewährte Helfer an ihrer Seite. Neben dem bereits erwähnten Rudi Glöckner sorgte sich Theo Schneppenheim um das Wohlergehen der Jungfrau, während Engelbert Hambach dem Bauern den Rücken frei hielt. Meistens jedenfalls. In Erinnerung blieb da ein Auftritt bei Schwarz-Gold Kerpen. Man hatte sich zu Hause in aller Ruhe „staats gemacht“, war rechtzeitig nach Kerpen gefahren, hatte noch Zeit für ein Glas Kölsch, dann kündigte der Sitzungspräsident das Dreigestirn an. Bis dahin alles Routine. Dann jedoch stellte Dieter Altendorf die Frage : „Wo es mingen Hoot ???“ Auwei – der lag in Blatzheim. Und so wurde Sophie Altendorf zum Vorläufer von Michael Schumacher – in gefühlten 5 Minuten von Kerpen nach Blatzheim, Tschaka geholt und wieder zur Jahnhalle, um sich dort an zu hören, warum sie es denn so eilig gehabt habe. Der Auftritt war kurzerhand nach hinten verlegt worden und das Trifolium hatte so noch Zeit für zwei bis vier weitere Kölsch.

Apropos Genussmenschen. Prinzenführer des Trifoliums war eine spätere Institution des Kerpener Karnevals: Willi Faßbender. Durch seine schon damals langjährige Erfahrung hatte der den Terminkalender nach seinem besten Wissen gestaltet. Kriterium: wo gibt’s was Leckeres und wo nicht. Ergebnis: Bei dem Termin um 15.30h halten wir uns relativ kurz auf, weil wir bereits um 16.00h da und da sein müssen. Dort haben wir dann aber ein Stündchen Zeit zum Verweilen…. Auch Willi hat so bestens für seine Mannen gesorgt. Bei einem Auftritt in Brüggen/Bracht am Niederrhein hatte er allerdings fälschlicherweise den doppelten Dieter aus dem Auge gelassen. Grundsätzlich hatte man sich zwar darauf verständigt, die Auftritte weitestgehend alkoholfrei zu absolvieren, schließlich repräsentierte man ja den Verein und den gesamten offiziellen Karneval. Aber ab und zu …… Während sich also Willi mit dem Prinzen Richard zu einem Arbeitsessen zurück gezogen hatte, waren Bauer und Jungfrau schon mal zur Aufnahme des einen oder anderen Getränks über gegangen. Und da die beiden dort das Dreigestirn alleine repräsentieren mussten, sahen sie sich einer stattlichen Zahl von 52 für sie georderten Flaschen Bier konfrontiert. Dem offiziellen Amt geschuldet, haben sie diese selbstverständlich nicht alle geleert….

Auch andere Episoden sind im Hinterkopf geblieben. So war Muppel Lange, genauso bekannt für seine herzliche Art wie für seine Kurzsichtigkeit, als Fahnenträger in die evangelische Kirche einmarschiert. Die Fahne hoch – und mitten hinein ins Kirchenfenster. Scherben bringen meist Glück.

Dieses Glück hatte Dietlinde/Dieter Heinen, der von seinem „Hilfsadjutanten“ – wir nennen den Namen nicht, sagen höchstens Frühling – bei einem Auftritt fehlgeleitet wurde, nicht immer. Auf dem Fliegerhorst Nörvenich fanden gleichzeitig zwei Veranstaltungen statt – eine davon nicht-karnevalistischer Natur. Der Frühling entstieg dem Fahrzeug und bog nach rechts ab, und Dieter folgte brav. Dass die Anderen den Weg nach links gewählt hatten, fiel ihm erst im falschen Veranstaltungssaal auf. Auf die Frage: „Wo führst Du mich eigentlich hin?“ gab es lediglich die lapidare Antwort: „Wat lööfs Du mir och einfach noh!“

In der Retrospektive konnten die Drei für Ihre damalige Session 1993/94 alles in allem ein tolles Fazit ziehen.

In den letzten 20 Jahren hat sich sicherlich einiges geändert. Manches ist besser geworden, einiges ist auch auf der Strecke geblieben. Aber der Karneval, der mit dem Herzen gefeiert wird, hat sich nicht geändert.